Liebes Tagebuch 34

Heute war wieder Englisch-Tag mit Christine und Franz, und ich sag dir, ich bin kurz davor, die weiße Fahne zu schwenken. Der Grund? Ein klitzekleines Wörtchen namens „mustn’t„. Klingt harmlos, oder? Tja, Pustekuchen! Das ist ein waschechter „False Friend“, und ich bin voll drauf reingefallen.

Also, pass auf: Da sitz ich, voller Elan (ja, das kommt manchmal vor), und Christine fragt: „Was bedeutetYou mustn’t be late for the meeting‘?“ Ich, stolz wie Bolle, platze heraus: „Du musst nicht zu spät zum Meeting kommen!

Stille.

Christine guckt mich an, als hätte ich gerade verkündet, dass die Erde eine Scheibe ist. Franz verschluckt sich fast an seinem Kaffee. Und ich? Ich sitze da und frage mich, ob ich versehentlich ins Paralleluniversum „Greta spricht perfektes Englisch“ gerutscht bin.

Aber nein, es war mal wieder mein alter Freund, der Übersetzungsteufel. Anscheinend bedeutet „mustn’t“ nicht „musst nicht“, sondern „darfst auf keinen Fall„.

WHAT? Wer hat sich das denn ausgedacht? Wahrscheinlich derselbe Typ, der entschieden hat, dass das englische Wort “gift“ „Geschenk“ und nicht „Gift“ bedeutet. Sehr witzig, Herr Spracherfinder!

Christine, Engel der sie ist, erklärt es mir dann: „You mustn’t be late“ = „Du darfst auf keinen Fall zu spät kommen“ „You don’t have to come“ = „Du musst nicht kommen” / „Du brauchst nicht kommen.

Mein Hirn in diesem Moment: 🤯

Und Franz, dieser Klugscheißer, sitzt da und nickt, als wäre das das Selbstverständlichste der Welt. „Oh ja, das ist doch ganz logisch„, sagt er. Logisch? LOGISCH? Für wen denn bitte? Für Superhirne und Einhörner vielleicht!

Wisst ihr, was das Schlimmste ist? Ich hab das anscheinend die ganze Zeit falsch benutzt. Stellt euch mal vor, wie oft ich Leute versehentlich zu Dingen ausgeladen habe, obwohl ich sie gerne gesehen hätte.

Christine meinte, ich soll mir das so merken: „Must not“ ist wie eine strenge Mutter, die mit dem Zeigefinger wackelt. „Don’t have to“ ist wie eine coole Tante, die mit den Schultern zuckt.

Jetzt hab ich überall im Haus Post-its mit „MUSTN’T ≠ MUSS NICHT“ geklebt. Meine Mitbewohnerin denkt wahrscheinlich, ich sei endgültig durchgedreht.

So, jetzt muss ich los. Ich hab ein Date mit meinem Wörterbuch. Wir werden „mustn’t“ in jeder möglichen Kombination üben, bis mein Gehirn schmilzt oder ich es endlich kapiere – was auch immer zuerst passiert.

Bis zum nächsten linguistischen Albtraum, 

Deine (hoffentlich bald weniger verwirrte) Greta

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Foto Christine Sparks

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